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Nachbilder von Anna May Wong am Potsdamer Platz

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Der Text heißt: Nachbilder von Anna May Wong am Potsdamer Platz

Der Autor heißt: Zach @AsianGermanUpdates

Hier könnt ihr den Originaltext von dem Autor Zach @AsianGermanUpdates in Standardsprache lesen.

Das ist der vereinfachte Text.

 

Nachbilder 

Das ist mein Liebesbrief an Anna May Wong.
Anna May Wong war eine chinesisch amerikanische Schauspielerin. 
Sie lebte und arbeitete von 1928 bis 1930 in Berlin.
Bis heute gibt es Spuren, die sie in der Stadt hinterlassen hat.
Sie reiste von Hollywood nach Berlin um sich künstlerisch besser ausleben zu können. In Hollywood hatte sie zu dieser Zeit nicht genug Möglichkeiten um als Schauspielerin zu arbeiten.

Damals erhielt sie vor allem Angebote für Nebenrollen. Zum Beispiel als Dienstmädchen oder als tragische Figur. In Deutschland sollte sie die Hauptrolle in drei Filmen spielen:
Song. Schmutziges Geld (1928)
Großstadtschmetterling (1929)
Hai-Tang. Der Weg zur Schande (1930)

In diesen drei Filmen konnte Anna May Wong ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellen. Die Filme brachten zwar nicht den ersehnten Erfolg, aber sie hatte bewegende Tanzszenen und konnte zeigen, wie gut sie singen konnte. Denn der Film „Hai-Tang. Der Weg zur Schande“ war ihr erster Tonfilm.

Als asiatisch amerikanischer Student habe ich es sehr genossen, mehr über Anna May Wongs Filme aus der Zeit der Weimarer Republik zu erfahren. Ich bin selbst oft in Deutschland und beschäftige mich in meinem Studium mit dem Thema Film und asiatischer Diaspora.

Als ich einige Sommer in Berlin verbrachte, stieß ich im „Filmhaus“ in der Potsdamer Straße wiederholt auf Spuren von Anna May Wong. Das Filmhaus ist ein Filmmuseum mit Bibliotheken und Archiven der Deutschen Kinemathek und des Arthouse-Kinos.

So stand ich im Jahr 2017 plötzlich vor einem beeindruckenden Foto von Anna May Wong, das an der Wand im Flur angebracht war. Das Foto aus dem Film „Shanghai Express“ zeigt Anna May Wong an der Seite von Marlene Dietrich. Marlene Dietrich war ein deutscher Filmstar und man vermutet, dass sie die Geliebte von Anna May Wong war. 

Anna May Wong in einem deutschen Filmarchiv so eindrucksvoll vertreten zu sehen, war eine großartige Überraschung für mich.
Ich machte direkt ein Handy Selfie mit mir und ihrem Foto. Ich dachte: Wo sonst hatte ich schon die Möglichkeit ihr in Berlin zu begegnen?

Ich konnte zu diesem Zeitpunkt ja nicht ahnen, dass Anna May Wong über Jahre hinweg im Filmhaus in Berlin auftauchen würde, wie ein Nachbild, das fast 90 Jahre überdauert hat. 

Im Jahr 2018 kehrte ich während eines einmonatigen Filmrückblicks über Anna May Wong nach Berlin zurück.
Der Titel der Veranstaltung war: Anna May Wong. Star, Ikone, Grenzgängerin.
Das Programm im Filmhaus umfasste zwölf Filme. Unter anderem konnte man die drei deutschen Filme von Anna May Wong sehen. Die Filmvorführung fand im Kellergeschoss des Filmhauses statt. Das Kino dort hieß Arsenal.

Alte Filmplakate schmückten die Wände vor dem Eingang zum Arsenal. Uns allen wurde bewusst, dass es bereits im Deutschland der 1920-iger Jahre einen asiatischen Filmstar gegeben hatte. 

Ich erinnere mich noch deutlich daran, wie mich Anna May Wongs Stummfilme damals faszinierten: Die glamourösen Nahaufnahmen ihrer Gefühlsausdrücke und ihr Markenzeichen, ihre Bobfrisur. 

Es war verblüffend einen so frühen deutschen Film mit einem ostasiatischen Gesicht in der Hauptrolle zu sehen.
Ich behielt das Programmheft und eine Postkarte der Veranstaltung als Andenken an dieses unvergessliche Kinoerlebnis.

Während meines nächsten Besuchs in Berlin im Jahr 2019 konnte man Anna May Wong in einem anderen Teil des Filmhauses bewundern.
In den oberen Stockwerken des Filmmuseums war sie in verschiedenen Teilen der Ausstellung zu sehen. Es war eine Sonderausstellung und sie hieß: Kino der Moderne. Filme in der Weimarer Republik.

Unter den ausgestellten Fotos waren ein Schnappschuss von ihr beim Autogrammeschreiben für deutsche Fans aus dem Jahr 1928.
Und ein Zeitungsausschnitt mit ihrem Portrait und der Schlagzeile „Chinesische Schönheit: Der Filmstern Anna May Wong“. 

Eine Video-Montage zeigte einige Szenen aus Anna May Wongs deutscher Filmgeschichte.

Eines der eindrucksvollsten Objekte der Ausstellung war das Foto einer Filmschrift aus dem Jahr 1929. Der Schriftzug verzierte das Universum-Kino in Berlin. In seiner Mitte war ein großer Ausschnitt von Anna May Wongs Gesicht.
Nach diesem Besuch nahm ich eine Postkarte mit diesem Bild und den Katalog der gesamten Sonderausstellung mit nach Hause.

Anna May Wong hat das deutsche Kino während ihrer zwei Jahre in Berlin deutlich geprägt.
Auf jeden Fall war sie für meine Besuche in der Stadt prägend.

Sie war der erste ostasiatische Star, der zur Zeit des deutschen schwarz-weiß Films auf der großen Kino Leinwand zu sehen war. Es war für mich ein sehr kraftvolles Erlebnis mitzuerleben, wie sie als Schauspielerin ein Jahrhundert später gefeiert wurde.

Durch ihre Zeit und ihre Schauspielerfahrungen in Europa wurde sie zu dem Star, zu dem sie später im Hollywood der 1930er Jahre wurde.

Ihr Vermächtnis wird in Berlin hoffentlich weiterhin in Erinnerung gehalten werden.