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Die Wälder Berlins

Einfache Sprache Gebärdensprache

Die Wälder Berlins

Der Text heißt: Die Wälder Berlins

Der Autor heißt: Raajev Balasubramanyam

Hier können Sie den Originaltext von dem Autor Raajev Balasubramanyam in Standardsprache lesen.

Das ist der vereinfachte Text. 

 

Die Wälder Berlins

In der Woche verbringe ich einen Tag in einem der Berliner Wälder.

Am frühen Morgen mache ich mich auf den Weg. Mit dabei habe ich: einen Rucksack mit einer Wasserflasche, etwas zum Lesen, ein Sandwich, ein Handtuch, Kopfhörer, ein Notizbuch und Insektenspray.

Der Tag wird zu einer langen Meditation, um eine innere Ruhe zu erreichen.
Weit entfernt von den lauten Straßen. Denn ich möchte die Geräusche des Waldes hören.
Zwischendurch halte ich an, um auf Baumstümpfen zu meditieren oder Moos, Schlamm und Rinde zu berühren. Manchmal berühre ich einen Baum und stelle ihm eine Frage: Die Bäume antworten immer.

Ich mache mir keine Sorgen, dass ich mich im Wald verirren könnte. Denn der Dichter David Wagoner sagte schon:
„Steh still. Der Wald weiß, wo du bist. Du musst dich von ihm finden lassen.“

Wälder sind in der indischen Kultur ein wichtiges Motiv. 

Denn es war der Wald, in dem der indische Gott Buddha Erleuchtung fand.

Andererseits spielen Wälder in fast jeder Kultur eine zentrale Rolle.

Einmal hörte ich beim Gehen einen Text von Miriam-Rose Ungunmerr-Baumann. Es ging in dem Text um die australischen Ureinwohner.

Dort hieß es: Es ist nicht nötig, viel zu denken. Sei einfach du selbst und du wirst finden, was du suchst.

Auch in der japanischen Tradition gibt es viele Heilmethoden, die sich mit dem Thema Wald beschäftigen. Zum Beispiel das Waldbaden. Hier geht es darum, den Wald mit allen fünf Sinnen in sich aufzunehmen. Der Wald ist gibt uns Heilung. Wie eine Therapie. Der Autor M. Amos Clifford schreibt in seinem Buch über das Waldbaden: „Jeder trägt einen Wald in sich.“

Genau das erlebe ich bei meinen Wanderungen. Ich spreche mit dem Wald und der Wald spricht mir. Wie ich den Wald wahrnehme, entspricht der Wahrnehmung meiner eigenen Seele:
Habe ich Angst?

Fühle ich mich bedroht und verloren?
Fühle ich mich geborgen und umarmt?

Bisher habe ich nur bei einer Gelegenheit Angst verspürt:
Ich war mit dem Zug vierzig Kilometer aus der Stadt gefahren. Plötzlich begann ich mich zu fürchten. Denn auf dem Land hatte ich vor Jahren eine unangenehme Begegnung mit rassistischen Neonazis.

Ich bekam Panik und fuhr zurück in die Stadt. Dort ging ich in den Wald, da ich mich dort immer sicher fühle.

Menschen mit anderer Hautfarbe müssen an vielen Stellen in Brandenburg besonders vorsichtig sein. Aber wir müssen uns immer wieder bewusst machen: Die Natur gehört uns allen. Und wir alle gehören der Natur.

Es ist immer ein Schock, aus der Stille des Waldes zu treten und sich wieder dem Lärm der Stadt auszuliefern. Dem Wald ist es egal, wie wir angezogen sind oder welche Hautfarbe wir haben.

Der Wald nimmt uns einfach an. So wie wir sind.
Der Wald ist ein riesiger Raum und wenn wir ihn betreten, werden wir ein Teil davon.
Wir besuchen den Wald nicht, wir werden eine Einheit mit ihm.
Städte können etwas ganz Anderes bewirken. Die Städte stärken uns in unserer Einzigartigkeit.

In Berlin sind es die Wälder, durch die ich ganz geblieben bin.
Es sind die Wälder, die mich geheilt und akzeptiert haben, wie es keine menschliche Gesellschaft je getan hat. 

Dafür werde ich sie für immer lieben.